ZUWENDUNG FÜR DIE GESCHWISTER ERKRANKTER KINDER

Unbeschwerte Momente in der Gemeinschaft für die gesunden Kinder betroffener Familien schaffen. Wenn ein Kind schwer erkrankt, wird damit auch der Alltag der Familien aus den Angeln gehoben. Die Belastung der Eltern ist in vielerlei Hinsicht groß, weshalb die Bedürfnisse der Geschwister oft auf der Strecke bleiben. Aus diesem Grund hat MOMO die Geschwistergruppen ins Leben gerufen.

 

Als unmittelbare Bezugspersonen müssen die Eltern ab der Diagnose der lebensbedrohlichen bzw. lebensverkürzenden Krankheit ihres Kindes ihre Prioritäten völlig neu ausrichten. Neben ihrem Wunsch, für das schwerstkranke Kind da zu sein und ihr/ihm möglichst viel Liebe und Fürsorge zu schenken, nimmt auch die medizinische und pflegerische Versorgung sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch.

Oftmals bleibt es unbeachtet, wie sehr auch die Geschwister erkrankter Kinder unter der herausfordernden Situation leiden. Während die Familie und das soziale Umfeld dem schwerstkranken Kind viel Zuwendung und Mitgefühl entgegenbringen, wird von den gesunden Schwestern und Brüdern oft erwartet, zurückzustecken. Eine Situation, die bei Geschwistern verständlicherweise zu ambivalenten Emotionen führt, die mit Schuldgefühlen und psychischen Irritationen einhergehen können.

Das MOMO-Team weiß um die Gefühle und Fragen, die die Geschwister erkrankter Kinder häufig nur im Verborgenen zum Ausdruck bringen. Ihre Trauer zeigen betroffene Kinder nicht als klar erkennbare Traurigkeit, sondern oftmals mit plötzlichen Wutausbrüchen, körperlichen Beschwerden (z.B. Bauchoder Kopfweh) oder auch mit überangepasstem Verhalten.

Anders als Erwachsene, tauchen Kinder meist nur kurz in stark negative Gefühle ein, um im nächsten Moment wieder zu spielen, zu lachen oder herumzutoben. Auch wenn es so scheint, dass sie ihre Trauer gut bewältigen, bleiben ihre Fragen dennoch häufig unbeantwortet: Darf ich denn weiterhin fröhlich sein? Haben mich meine Eltern weniger lieb? Werde ich jetzt auch krank? Darf ich auch mal wütend sein?

Austausch und unbeschwerte Momente in den MOMO-Geschwistergruppen

Die MOMO-Geschwistergruppen dienen dazu, den Schwestern und Brüdern erkrankter Kinder einen sicheren Raum zu geben, in dem sie Fragen stellen sowie ihre Gefühle und Bedürfnisse offen zum
Ausdruck bringen können. Der Austausch mit Kindern in ähnlichen Lebenssituationen zeigt den betroffenen Geschwistern, dass sie mit ihren Gedanken, Sorgen und Ängsten nicht allein sind. In der Gruppe haben sie die
Möglichkeit, ihre im Alltag oft unterdrückten Emotionen auf verbaler, spielerischer und kreativer Ebene auszuleben. Beim gemeinsamen Lachen, Spielen, Basteln, Tanzen oder Musizieren erfahren die gesunden Geschwister Zuwendung und Verständnis. Als Ausgleich zu der herausfordernden Situation im Familiensystem können die gesunden Geschwister unbeschwerte Momente in der Gemeinschaft erleben.

 

Interview

Unsere hauptamtlichen Mitarbeiterinnen aus dem psychologischen und musiktherapeutischen Team Ricarda Beer (Musiktherapie) Antonia Mittelbach und Ursula Weinhäupl (Psychologie) im Interview:

Die Gruppen sind gerade im Aufbau und passen sich an die Bedürfnisse der Geschwister an. Die
Gruppenbetreuung findet ab 3 Anmeldungen statt. Parallel gibt es ein Gesprächsangebot durch 1-2
ehrenamtliche MitarbeiterInnen, auch gerne mit Kaffee, für die begleitenden Eltern.
Für jene Eltern, die ihr Kind nicht selbst bringen können, versuchen wir, falls erforderlich, eine
Begleitung durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen zu organisieren.

Es ist uns wichtig, die Kinder in ihren eigenen Bedürfnissen zu stärken und sowohl innere als auch
äußere Ressourcen zu sehen, zu fördern und bewusst zu machen. Innerhalb der Gruppe stehen die
Geschwister im Mittelpunkt, sie erleben Selbstwirksamkeit, Wertschätzung und Selbstwert-Stärkung.
Dabei sollen in den “kunterbunten” Gruppenstunden, die von den Kindern und Jugendlichen auch
aktiv mitgestaltet werden können, vor allem Spaß und Freude unbekümmert erlebt werden.

In den Stunden wird die Fähigkeit gefördert, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, einzuordnen und
zu verbalisieren. Alle Gefühle sind erlaubt und dürfen auf verbaler, spielerischer und kreativer Ebene
ausgedrückt werden. Dabei werden das individuelle Tempo und die Möglichkeiten jedes einzelnen
Kindes berücksichtigt: Es ist auch in Ordnung, einfach nur dabei zu sein.

Mag.Ursula Weinhäupl
Klinische und Gesundheitspsychologin

Mobil: 0660/ 94 90 160
Fax: 01 403 10 18 - 99
>> E-Mail

Mag.a Antonia Mittelbach-Kovac
Klinische und Gesundheitspsychologin

Mobil: 0660 / 94 90 170
Fax: 01 403 10 18 - 99
>> E-Mail

Ricarda Beer, MSc MA
Musiktherapie
dzt Karenz