Sterbende nicht alleine lassen

Caritas und Wiens mobiles Kinderhospiz MOMO luden heute zur Pressekonferenz. Landau und Kronberger-Vollnhofer zu Abschlussbericht der Enquete-Kommission: Jetzt rasch Finanzierung und Umsetzung klären, Betreuung am Ende des Lebens benötigt Rechtsanspruch und darf nicht mehr von Spenden abhängen.

„Der Abschlussbericht der Enquete-Kommission ‚Würde am Ende des Lebens‘ an den Nationalrat ist ein gelungener Fahrplan, jetzt muss dringend eine rasche Umsetzung folgen. Denn Menschen am Ende des Lebens haben keine Zeit mehr zu verlieren“, erklärten Caritas Präsident Michael Landau und Martina Kronberger-Vollnhofer, Kinderärztin und Leiterin von Wiens mobilen Kinderhospiz MOMO am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. „Die parlamentarische Enquete-Kommission hat in den vergangenen Monaten wichtige Arbeit geleistet und den weiteren Weg vorgegeben. Diesen Weg gilt es nun entschlossen einzuschlagen“, so Landau. „Auf Worte müssen Taten folgen. Aus gemachten Empfehlungen muss Verbindlichkeit erwachsen. Denn der größte Teil der Arbeit liegt erst noch vor uns. Die Erwartungen, die diese Enquete-Kommission mit ihren Empfehlungen geweckt hat sind groß. Allein die Aufgaben, die es zu lösen gilt, sind noch größer.“


Denn österreichweit ist die Hospiz- und Palliativversorgung gesamthaft derzeit nur zu knapp 50 Prozent gedeckt. Konkret fordern Landau und Kronberger-Vollnhofer deshalb nicht nur, dass mit der Umsetzung der Empfehlungen mit 1.1.2016 begonnen wird, sondern, dass darüber hinaus die noch offenen Punkte rasch geklärt werden müssen. Landau: „Ich greife die Devise der Bundesregierung nach der Klausur in Krems auf, sich konkrete Ziele zu setzen und diese klar mit Zeitfenstern zu versehen. Das geplante Hospiz- und Palliativforum muss rasch tätig werden und die strukturellen wie auch finanziellen Fragen auf den Tisch bringen. Denn noch ist etwa die Finanzierung für mobile Hospizversorgung wie auch für die Tageshospize ungeklärt. Ebenfalls unklar ist, wie der Rechtsanspruch auf eine Begleitung am Ende des Lebens umgesetzt werden wird. Als Caritas sagen wir ganz deutlich: Nur ein solcher Rechtsanspruch auf Hospiz- und Palliativversorgung stellt sicher, dass jeder Mensch am Ende seines Lebens jene Begleitung und Versorgung erhält, die er oder sie benötigt.“


Sowohl Landau als auch Kronberger-Vollnhofer betonten: „Die Begleitung unheilbar erkrankter und sterbender Menschen darf in Zukunft nicht mehr von Spenden abhängen. Derzeit ist dies immer noch der Fall.“ Anders als das Mobile Palliativteam der Caritas sind etwa das Tageshospiz in Alt-Erlaa und das mobile Kinderhospiz MOMO, das die Caritas vor zwei Jahren gemeinsam mit der Caritas Socialis und der mobilen Kinderkrankenpflege MOKI-Wien gegründet hat, zu 100 Prozent mit Spendengeldern finanziert. Landau: „In anderen Bundesländern ist die Situation ähnlich. Im Jahr 2015 würde zu Recht niemand auf die Idee kommen, um Spenden zu bitten, damit jemand mit einer gebrochenen Hand im Spital behandelt werden kann. Umso unverständlicher ist es, dass dies bei schwer kranken Menschen am Ende ihres Lebens nach wie vor der Fall ist.“


Große Nachfrage an Kinderhospizversorgung aber keine öffentliche Finanzierung Die große Nachfrage beim mobilen Kinderhospiz MOMO in den ersten zwei Jahren zeigte, wie enorm der Bedarf an medizinischer Betreuung und psychosozialer Begleitung von betroffenen Familien ist. Bis heute konnte MOMO jeder Familie helfen, die Unterstützung braucht. Dies sei jedoch nur durch die großartige Unterstützung von SpenderInnen möglich, da eine öffentliche Finanzierung bisher gänzlich ausbleibt, erklärte Leiterin Kronberger-Vollnhofer. „Jede Familie, in der ein schwerstkrankes Kind lebt, hat das Recht auf eine professionelle Hospiz- und Palliativversorgung, die erreichbar und leistbar sein muss. Diese Familien erleiden einen schweren Schicksalsschlag und dürfen sich nicht auch noch um Geld sorgen.“ Jedes Bundesland solle über ein mobiles Kinderpalliativteam sowie ein Kinderhospizteam verfügen. Österreichweit bestehe darüber hinaus der Bedarf an zwei bis drei stationären Kinderhospizen sowie an pädiatrischen Palliativbetten an möglichst jeder Kinder- und Jugendabteilung. „Mit den geplanten finanziellen Mitteln sollen sowohl bereits bestehende Einrichtungen, die zum Teil rein spendenfinanziert sind, als auch zukünftige Einrichtungen gefördert werden“, sagt Kronberger-Vollnhofer abschließend.

Rückfragehinweis

Irene Kapaun


Fotocredit: Stefanie Steindl
Foto: Michael Landau und Dr Martina Kronberger-Vollnhofer